Violeta Vollmers Installation „Paradies auf Erden“ entstand angesichts der Aktualität des Themas Insektensterben und der Dringlichkeit einer Auseinandersetzung mit seinem akuten Ausmaß. Vollmer möchte mit ihrer Kunst auf unsere ökologische Krise aufmerksam machen und fokussiert sich dabei auf ihre heimische Region in Brandenburg. Ihre Arbeiten vereinen Kunst und Wissenschaft. Sie hat den in der Senziger Heideseenlandschaft über Langzeitstudien nachweisbaren eklatanten Rückgang von Fluginsekten und ihren Wirtspflanzen in den Blick genommen. Zu den dortigen regionalen Pflanzen zählen Distel, Feldmohn, Löwenzahn und Wilde Möhre, die sich ohne bestäubende Insekten nicht vermehren können, wodurch sich wiederum die Nahrungsgrundlage der Insekten dezimiert. Der zunehmende Artenschwund ist unter anderem eine Folge des übermäßigen Gebrauchs von Herbiziden und Pestiziden.

Die bunten Ölgemälde und mit Bleistift gezeichneten Grafiken der Künstlerin zeigen die lebensnotwendige Rolle von Fluginsekten als Bestäuber ihrer Wirtspflanzen. Ihre Schwarzweiß-Videoanimation „Bestäuber“ mit Originalmusik von Felix Mross und Philip Radlanski ist aus 51 Grafiken von Bestäuberinsekten und Blütenpflanzen entstanden. Vollmer präsentiert ihre Geschöpfe nicht in ihrem natürlichen Milieu, sondern wie in einer wissenschaftlichen Untersuchung in überdimensionaler Größe. So lassen sich kleinste Details wahrnehmen, die man sonst nur unter der Lupe sehen würde. Im zweiten Video setzt Vollmer ihre Schwarzweiß-Bilder in Kontrast zu farbenfrohen Eindrücken von Blüten und ihren Insekten aus der Natur.

„Paradies auf Erden“ ist ein Aufruf: Ein ökologischer Genesungsprozess kann auf globaler Ebene nur Fortschritte machen, indem auf regionaler Ebene für die Vielfalt einheimischer Wild- und Kulturpflanzen gesorgt wird. Für ihr Werk „Hoffnung?“, das sich ebenfalls mit dem Rückgang von Fluginsekten in Brandenburg beschäftigt, erhielt Violeta Vollmer im November 2023 auf der alljährlich stattfindenden Kunstausstellung ART A10 den 1. Preis.